Irgendwann fliegt's dem noch um die Ohren

Als wir vor 5 Jahren den Dachboden renovierten, dachten wir nicht wirklich, dass da mal jemand wohnen würde. Vor 1 Jahr ist die Mutter meiner Frau gestorben, weswegen ihr Mann, Großvater, vor 8 Wochen beim Essen verkündete, dass er jetzt bei uns einziehen würde. Wir hielten das anfangs für einen Scherz, bis er davon anfing zu reden, wie unpraktisch das riesige Haus für ihn sei. „Das war ja schon für uns beide viel zu groß. Außerdem: Warum habt ihr auf dem Dachboden ein Bad einbauen lassen, wenn dort keiner drinnen wohnen soll? Rechnet ihr etwa damit, dass eure Kinder hier wieder mit einziehen? Vergesst es! Ich rede da aus Erfahrung...“ usw. usf.

Lange Rede, kurzer Schluss: Wir haben einen neuen Mitbewohner. 'Hurra!' Nun ist es ja nicht gerade so, dass wir uns nicht gegenseitig nicht mögen, im Gegenteil, aber so alte Menschen haben Gewohnheiten, die sie sich nur wieder loswerden und auch wir waren eigentlich davon ausgegangen, bei uns selber auf niemanden mehr besondere Rücksicht nehmen zu müssen. Entsprechend schwer war es am Anfang und ist es immer noch. Er hat zum Beispiel die Angewohnheit, die Velux-Vorhänge, welche über eine Spannfederrolle laufen, nicht langsam per Hand nach oben zu fahren, sondern mit vollem Karacho in die Halterung schnellen zu lassen, was um 6 Uhr morgens für weit aufgerissene Augen bei uns sorgt.

Irgendwann fliegen ihm die Teile noch um die Ohren! Oder hoffe ich das nur? Egal. Jedenfalls haben wir ihm ein paar schöne Dachfensterrollos besorgt, die wir einfach einbauen werden, wenn er mal nicht da ist. Wenn er sich beschwert, drohen wir ihm mit dem Altersheim. Spaß beiseite... Wir haben uns überlegt, dass er es uns nicht ganz so übel nehmen würde, das wir seinen jetzigen Sonnenschutz aufgepeppt haben. Ich denke nämlich, dass ihm das laute Knallen auch nicht wirklich gefällt. Er macht es wohl deswegen, weil die alten Vorhänge auf Spannung gehalten werden müssen, um sie gaaanz langsam wieder ins Gehäuse zu führen. Mühselig eben.

Rollos